Nachlese Wanderung zum Napoleon-Aussichtsturm 2025

oder der „Tatsachenbericht einer versuchten Wanderung zum Napoleonturmwie eine Wandergruppe versucht, mit der Deutschen Bahn an ein Ziel zu kommen, und wieder zurück

Sonntag, 05. Oktober 2025, 7:21 Uhr, mitten in der Nacht.

Der Schwarzwaldverein Wildberg startet seine Wanderung zum Napoleonturm in der Schweiz, pünktlich am Bahnhof in Wildberg.

Der Wanderführer begrüßt die kleine Gruppe von 7 beinharten Frühaufsteherinnen.

Der Plan

Um kurz vor 10 Uhr zum Start einer gemeinsamen Wanderung (zum Napolenturm auf Schweizer Seite des Bodensees) mit der Ortsgruppe Engen in Konstanz-Petershausen zu sein.

Überpünktlich erreicht die Gruppe, eine gute halbe Stunde später, 3 Minuten zu früh, den ersten Umsteigepunkt, den Bahnhof in Horb. Läuft ja super!

Hier endet im Prinzip ein erfolgreicher Wandertag.

Die Realität

Der Anschlusszug nach Engen entfällt.

Erst mal ohne Begründung, einfach so. Es kommt einfach kein Zug.

Viel später dann die Meldung „wegen Krankheit zu wenig Zug-Personal“. Noch später wegen „zu später Bereitstellung des Zuges“.

Kein Problem, dann eben mit dem nächsten Zug.

Der Zeitplan kommt ins Wanken

Eine gute Stunde später kommt tatsächlich ein völlig abgespackter Zug. Egal. Es geht weiter.

Beim Halt im Bahnhof Tuttlingen dann die Meldung: „keine Weiterfahrt wegen einer Störung möglich. Verzögerung zwischen 10 Minuten und 2 Stunden!“

Schon nach 30 Minuten geht es mit einem anderen Zug weiter.

Dieser hält vor dem Bahnhof Engen auf freier Strecke „der Bahnhof ist aktuell überlastet!“

Der Zeitplan läuft aus dem Ruder

Rücksprache mit dem Engener Wanderführer. Sie laufen los, wir steigen eine Station früher aus, und laufen gemeinsam weiter.

Kein Weiterkommen auf unbestimmte Zeit vom Bahnhof Engen „wegen umgestürztem Baum und beschädigter Oberleitung“. Aha.

Der nächstmögliche Zug fährt ohne Halt durch bis Konstanz!

Der Zeitplan und die gemeinsame Wanderung sind geplatzt

Die Engener Wandergruppe wandert jetzt alleine.

Die Wildberger Wandergruppe kommt „schon“ um 13:20 Uhr, nach 6 Stunden, in Konstanz an.

Von Arbeiten an der Bahnstrecke war tatsächlich nichts zu sehen.

Die Züge in die Schweiz fahren…auf der gleichen Strecke!

Es folgt ein Spaziergang durch Konstanz und um 15:30 Uhr trifft man sich endlich mit den Engener Wanderfreundinnen und Wanderfreunden zur Schlusseinkehr in einem Konstanzer Lokal.

Teil 1 des Tages nimmt ein versöhnliches Ende.

(Bilder anklicken zum Vergrößern)

…aber es geht noch weiter…

Die Heimfahrt

Drama Teil 2, das Unheil nimmt seinen Lauf…

Nach Informationen der Bahn-Auskunft in Konstanz herrschen weiterhin überall Probleme. Die Einkehr nimmt ein abruptes Ende, beide Gruppen eilen zur Bahn.

Die fährt tatsächlich pünktlich 16:53 Uhr Richtung Heimat. Bis Radolfzell…

Am dortigen Bahnhof dann das Vollchaos. Nichts geht mehr. Kein Zug. Keinerlei Informationen seitens der Deutschen Bahn. Ein Zug kommt noch, fährt auch weiter Richtung Basel. Die Situation eskaliert. Hundert Fahrgäste wollen in einen vollen Zug. Jetzt fehlen nur noch die Menschentrauben auf dem Dach des Zuges für ein perfektes Bild. Unfassbar.

Ein nicht bekannt gegebener Schienenersatzverkehr bringt die Gruppe dann nach weit über einer Stunde zum Bahnhof Singen. Und dort? Warten!

Und tatsächlich folgt eine angenehme Zugfahrt in einem modernen IC mit Bordservice nach Horb. Der dortige 1-stündige Aufenthalt wird mit einer erfolgreichen Einkehr in die ansprechende Bahnhofsgaststätte überbrückt.

Um 22:50 Uhr ist dann die Wandergruppe ohne Wanderung schon wieder zurück im schönen Wildberg.

Fazit

Das Unbehagen des Wanderführers gegenüber der Deutschen Bahn wurde an diesem Tag, trotz des guten Willens, bestätigt und massiv übererfüllt!

Das mal was nicht läuft – kein Thema, passiert.

Dass die Bahn aber ihre Kunden ohne jegliche Informationen und Betreuung, weder vor Ort noch digital, dermaßen im Regen stehen lässt ist ein absolutes Unding! Werbung geht definitiv anders.

Lektion gelernt

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön und unfassbares Lob an die Wandergruppe: Mädels, Ihr wart spitze! Egal welcher Tiefschlag folgte, alles wurde mit absolutem Humor aufgenommen, das Beste draus gemacht und der Wanderführer seelisch wieder aufgebaut. Danke!

Und auch an die Engener Wanderfreundinnen und Wanderfreunde einen aufrichtigen Dank. Für die entgangene gemeinsame Wanderung. Nächsten März klappt das wieder besser. Ohne Bahn. Versprochen.

Text: Rainer Peuckert